Lassen sich einige Aspekte deiner Persönlichkeit auf Hochsensibilität zurückführen? Hierbei handelt es sich um eine besondere d.h. intensive Form, der Reizverarbeitung und hat neurologische Ursachen.
Hochsensible Menschen nehmen Umwelt- und Sinnesreize stärker wahr, haben aber auch einen starken Zugang zu ihren eigenen Emotionen.
Aufgrund einer geringeren Reizschwelle, was bedeutet, dass weniger bzw. weniger intensive Reize benötigt werden, um Dinge wahrzunehmen. Hochsensibilität beeinflusst das Erleben und Verhalten eines Menschen. Deshalb gibt es einige typische Merkmale und Situationen, die auf Hochsensibilität schließen lassen:
Rationale Inputs
Umweltreize und Sinneswahrnehmung
-Langanhaltend in einer hektischen Umgebung zu sein, sind stressig und laugen dich aus. Wie etwas ein überfülltes Einkaufszentrum oder Konzertbesuche.
-Viele Sinneseindrücke auf einmal, etwas Gespräche von verschiedenen Seiten, zusätzlich noch laute Musik, irritieren und überfordern dich, du hast Schwierigkeiten dich auf einen einzelnen Eindruck zu fokussieren.
-Dir fallen Kleinigkeiten auf, du bemerkst Neues und viele Details in deiner Umgebung.
-Generell gute Sinneswahrnehmung, wie Gehör, Geruchs- und Geschmacksinn, aber auch Tastsinn.
Körperwahrnehmung
-Hunger kann nicht einfach ignoriert werden, man bekommt schlechte Laune und die Leistungsfähigkeit nimmt stark ab.
-Es wird früh bemerkt, dass eine Krankheit im Anmarsch ist, man Fieber bekommt oder ausgepowert ist.
-Überempfindlichkeit auf bestimmte Medikamente oder Koffein kann auch vorkommen evtl. Allergien.
-Leidet schnell unter Verspannungsschmerzen nach negativer mentaler Belastung und Stress.
-Gutes Gefühl für Bewegungen, wie Tänze oder Yogaübungen, die schnell erlernt und präzise umgesetzt werden.
Wie kann ich gut mit solchen Situationen umgehen
Bewältigungsstrategien
Mach dir die Gründe bewusst, warum dich manche Situationen irritieren, und achte auf deine Sinne!
Die Ursachen sind eine besondere Form der Reizverarbeitung und nicht, dass mit dir etwas nicht in Ordnung ist.
Eine Folge von länger anhaltender Überlastung sind Reizüberflutung und allgemeine Erschöpfung. Es werden ausreichend Ruhephasen benötigt, um sich erholen zu können. Wichtig ist es seiner Konstitution Beachtung zu schenken und nicht über seine Grenzen zu gehen, um langfristig gesund zu bleiben. Der Alltag sollte entsprechend angepasst werden.
Emotionale Inputs
Interaktion mit anderen Menschen
-Registrieren von feinen Nuancen in Gestik, Mimik und Tonfall.
-Intensives Wahrnehmen von Emotionen, Stimmungen, Befinden und Absichten seiner Mitmenschen.
-Erlebtes hallt lange nach, evtl. grübelt man noch lange über etwas, während andere dies schon lange vergessen haben oder dem keine große Bedeutung zukommen lassen.
tiefere Verarbeitung
Man nimmt nicht nur mehr Output seiner Mitmenschen wahr und verfügt somit auch ein mehr an Informationen. Diese hinterlassen auch einen tiefgreifenderen, intensiveren Eindruck auf einen. Der gesamte emotionale Input, über den man verfügt, ist somit auch größer.
Die Folge ist, ein anderes Bild und somit auch eine andere Bewertung der Gesamtsituation.
Bewältigungsstrategien
Es wird mehr und bewusst Zeit benötigt, um Situationen emotional verarbeiten zu können. Diese müssen sortiert, eingeordnet oder aber relativiert werden.
Spektrum
Sensibilität beziehungsweise Hochsensibilität existiert in einem breiten Spektrum. Grundsätzlich verfügt jeder Mensch über ein gewisses und individuelles Maß an Sensibilität. Doch auch die Gruppe der Hochsensiblen ist breit gefächert. Je höher die Sensibilität ausgeprägt ist, desto mehr muss man sich darauf einstellen und umso wichtiger ist es, diese bewusst zu verarbeiten und über seine Anlagen Bescheid zu wissen.
Die Bandbreite reicht von etwa folgenden Szenarien:
(Hier beziehe ich mich auf die als hochsensibel eingeordnete Gruppe von ca. 20% laut des Ergebnisses der Sensitive Person Scale von Elain Aron)
-Vereinzelndes Wiederfinden in einigen Aspekten der Hochsensibilität und es als förderlich zu empfinden, sich etwas darauf einzustellen.
-Hoher Grad an Sensibilität, der so ausgeprägt ist, dass man es merklich beachten muss. Das Wissen darum bietet wichtige und hilfreiche Erklärungen. Es ist fast unumgänglich sich und sein Leben danach auszurichten.
-Bis hin zu sehr starker Hochsensibilität. Betroffene haben mitunter große Schwierigkeiten die vielen Inputs und das intensive Wahrnehmen von Reizen, zu bewerten, sortieren und einzuordnen zu können.
(Es handelt sie hier um vage Umschreibungen, da dies grundsätzlich nicht pauschal auszumachen ist.)
Einordnungen der eigenen Sensibilität
Ausschlaggebend ist eine persönliche Einordnung der individuellen Hochsensibilität.
-Wo steh ich? Auf welche Form von Reizen reagiere ich sensibel?
-In welcher Intensivität betrifft das mich? Wie reagiere ich auf diese und wie gehe damit um?
-Wie reagiere und erlebe ich emotionalen Output meiner Mitmenschen? Lasse ich mich dadurch stark beeinflussen?
Umweltfaktoren
Um einen guten Umgang mit Hochsensibilität entwickeln zu können spielt ein stabiles, förderndes und unterstützendes Umfeld eine bedeutende Rolle. Entscheidend ist, dass ein Mensch in seiner Persönlichkeit angenommen und akzeptiert wird, wie er ist und sich zu einer selbstsicheren und mental gefestigten Person entwickeln kann. Im Umkehrschluss erschwert ein negatives Umfeld signifikant die Entwicklung eine hoch sensible Person.
Ausprägung und erlernter Umgang der Sensibilität sind also auch immer ein Zusammenspiel zwischen Anlagen und Umweltbedingungen.
Noch existieren keine Einheitlichen und allgemein anerkannten Definition und Diagnoseformen. Von daher ist es auch immer ein individuelles Erleben und Einschätzen.
Differenziertheit
Zudem definiert sich “Hoch”sensibel aus einer Differenziertheit heraus. Wir orientieren uns an anderen Menschen, interagieren und kommunizieren mit ihnen und vergleichen uns. Hier wird einem immer wieder ein gewisses Anderssein bemerkbar. Situationen werden anders wahrgenommen, erlebt und bewertet. Häufig ist es auch auffällig, dass man nicht in dieser Weise leistungsfähig ist wie Kollegen, Freunde und Familienmitglieder, also die Menschen in seiner Umgebung. Es besteht immer wieder eine gewisse Diskrepanz, die man aktiv bewältigen muss. Dies betrifft die eigene Empfindung, Wahrnehmung und interpretieren von Situationen. Aber auch die Konstitution, was eine gewisse Leistungsfähigkeit betrifft.
Für Menschen mit diesen Anlagen ist es wichtig über diesen Bescheid zu wissen, damit sie sich richtig einordnen können und dies nicht negativ auf sich selbst zurückführen. Sie benötigen die Möglichkeit ihren Bedürfnissen entsprechend nachzukommen und sich darauf auszurichten. Grundsätzlich ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass es Hochsensibilität und diese Form von Neurodiversität gibt.
siehe auch folgende Beiträge zur Hochsensibilität:
(Hoch)sensibel? Was steckt hinter dem Phänomen?
Umgangsstrategien für Hochsensibilität
Quellen:
Elaine Aron. 1996. The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You
Elaine Aron. (ca.). Highly Sensitive Person. https://hsperson.com/test/highly-sensitive-test/Lionetti F, Aron A, Aron EN, Burns GL, Jagiellowicz J, Pluess M. (2018c, Januar 22). Dandelions, tulips and orchids: evidence for the existence of low-sensitive, medium-sensitive and high-sensitive individuals [National Libary of Medicine]. National Libary of Medicine. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29353876/
Smith, H. L., Sriken, J., & Erford B. T. (2019). Clinical and Research Utility of the Highly Sensitive Person Scale. Journal of Mental Health Counseling, 4(3), 221-241.
Dr. Philipp Yorck Herzberg, Persönlichkeitspsychologe. (ca.). Hochsensibilität – Die wissenschaftlichen Grundlagen [Interview]. https://www.youtube.com/watch?v=sFiHrfWEfOs&list=PLuQssAXmZu3oeYS1kjzAntwwHHC3dX-4X&index=34